Sleeping Buddha und andere Bilder

Anläßlich der Ausstellung in der Galerie A. von Scholz
Als der Kunsthistoriker Wolfgang Schöne 1954 sein Buch „Über das Licht in der Malerei“ publizierte, war die elektrische Lichtquelle noch nicht in die Kunst eingeführt, dies war eine Dekade später der Verdienst von Dan Flavin. Dessen reine Auffassung von Licht in der Gestalt von Leuchtstoffröhren hat Flavin uns immer wieder vorgetragen, aber schon bald wurde innerhalb der Pop-art Licht in Kombination mit bildnerischen Elementen zur einer Kunstwelt, die dem Alltag und seinen Bildern
huldigte.
Vor diesem Hintergrund einer skizzierten Geschichte erscheint das künstlerische Werk von Peter Ojstersek wie eine Symbiose dieser konzeptuell verschieden Ausgangssituationen. Wolfgang Schöne hatte an Beispielen ausgehend vom Perikopen-Buch Heinrich II, 1010, bis in die Kunst seinen Gegenwart hinein den Wandel vom „Eigenlicht zum Beleuchtungslicht“ dargelegt die damit verbundene Entdeckung wie Entwicklung des Lichts in der Malerei. Es scheint, als führe dasWerk von Peter Ojstersek mit jedem Bild den Sprung zwischen diesen beiden Begriffen vor: im gemalten Teil der Bilder geht Ojstersek von Bildvorlagen aus, Hochglanzmagazinen, die bereits einer eigenen Lichtregie unterworfen sind, um mit den applizierten Neonleuchten diesen Anteil des Bildes zu verstärken und zugleich aufzulösen. Diese Auflösung erfolgt dadurch, daß der Betrachter sich nicht mehr sicher ist, wo in seiner Wahrnehmung die Grenze zwischen Eigenlicht der Malerei und Beleuchtungslicht verläuft.

In der Motivwahl liegt zugleich ein Aspekt, der diese Irritation steigert, entweder stellt Peter Ojstersek seine Figuren in Posen und Mimiken so dar, als ob sie unmittelbar auf die Lichtquelle reagieren und von ihr geblendet erscheinen, oder aber, wie in „Sleeping Buddha“ wirkt die Leuchtstoffröhre und das von ihr ausgestrahlte Licht wie eine Schutzzone des Schlafenden, blendet gewissermassen den Betrachter, um die Intimität des Motivs nicht recht einsehbar werden zu lassen. Insbesondere in diesem Werk wird die Gesamtheit von Bildelementen zu einer subtil angelegten Metapher des Unterbewußtseins, der Schlafsuggeriert Traum, eine Whrnehmung der Welt vor dem inneren Auge, die durch noch so intensive Ausleuchtung nicht nach aussen dringt. Zugleich evoziert diese Leuchtquelle in „Sleeping Buddha“ eben die Vorstellung von Tag als Moment des Schlafes, nicht die Nacht, und versetzt somit die gesamte Szene in die heitere Sphäre eines Tagtraums. Aus dieser Haltung heraus sind die Werke von Peter Ojstersek als Bilder zu verstehen, die ihre Intensität aus dem Wechselspiel der Bedeutungsebenen beziehen

Friedrich Meschede